Livio Vacchini
Die Tessiner Architektur geniesst einen besonderen Ruf, nicht nur in der Schweiz, sondern auch im Ausland. Das hat sich in den letzten zwanzig Jahren niedergeschlagen in Architekturzeitschriften, Publikationen und Ausstellungen in aller Welt, hat sich ausgewirkt auf die Lehrstühle der Technischen Hochschulen, auf Wettbewerbe und vor allem auf die Bautätigkeit im Tessin und anderswo. Es ist im Zusammenhang mit der Tessiner Architektur von einer "Tendenza• die Rede, einer Tessiner Schule, zu deren Wegbereitern die nach 1930 Geborenen gehören: neben Luigi Snozzi, Aurelio Galfetti und Flora Ruchat eben auch Livio Vacchini.
Vacchini ist in den siebziger Jahren durch hervorragende Schulbauten in Locarno, Losone, Montagnola, aber auch mit interessanten Wohnbauten in Erscheinug getreten und hat dabei, teilweise in Zusammenarbeit mit Snozzi und Galfetti, eine einzigartige, elegante, manchmal klassizistische Architektursprache entwickelt. Was ihn mit seinen Tessiner Kollegen verbindet, ist seine bewusste Auseinandersetzung mit der Architekturgeschichte und die sorgfältige Analyse städtebaulicher Situationen.
Das Architekturmuseum zeigte keine Retrospektive, sondern -in enger Zusammenarbeit mit Vacchinidie Projekte der letzten drei Jahre und damit eine Arbeits- und Denkmethode, eine Entwurfsstrategie. Sie widerspiegelte sich in der Beschränkung auf den im Computer hergestellten Plan und auf Modelle, im Verzicht auf individuelle Handschrift, auf Skizze oder Fotografie. Vacchini hat die Wahl seiner Mittel getroffen und sein Projekt nicht zuletzt entwickelt als Antwort auf die Frage: "Was ist eine Architektur-Ausstellung?"