SAFFA 1928, 1958 ... und heute
Anlass zu diesem Ausstellungsprojekt gab die Erinnerung an die beiden historischen SAFFAs, die "Schweizerische Ausstellung für Frauenarbeit", die nach 1928 und 1958 hätte 1988 ein drittes Mal stattfinden können. Beide historischen Ausstellungen waren für die Breitenwirkung der Forderungen der Frauenbewegung von grosser Bedeutung. Sie waren konzipiert als Leistungsschau, als Leistungsnachweis auch: der weiblichen Berufs- und Familienarbeit blieb ja bekanntlich die rechtliche Anerkennung bis 1971 (Frauenstimmrecht) , bzw. 1981 (Gleiche Rechte für Mann und Frau) versagt. Ob dieser rechtlichen Gleichstellung auch die volle gesellschaftliche Anerkennung entspricht, müssen wir bezweifeln. Rückblickend geben beide Ausstellungen beredt Auskunft über das Selbstverständnis vorwiegend der bürgerlichen Frauenbewegung. Der angeschlagene Ton war keineswegs kämpferisch; die SAFFA-Frauen versuchten vielmehr durch den Hinweis auf die geleistete Arbeit zu überzeugen, die Achtung der Männer zu gewinnen: bescheiden, fleissig, geduldig, wie sie es gelernt hatten.
Heute fällt die Forderung nach dem Frauenstimmrecht, die sich im Medium der Ausstellung wirkungsvoll hatte unterstützen lassen, weg. Historikerinnen, Sozialwissenschafterinnen, Juristinnen, Politikerinnen und andere engagierte Frauen arbeiten auf verschiedenen Ebenen an der Aufdeckung und Behebung der nach wie vor bestehenden Diskriminierung.
Wie liesse sich die Vision einer SAFFA heute umsetzen? Das Architekturmuseum stellte die Frage drei Architektinnen. Inès Lamunière, Flora Ruchat-Roncati und Beate Schnitter repräsentieren drei Sprachregionen und drei Altersgruppen. Sie erarbeiteten gemeinsam ein Konzept mit dem Ziel, der aktuellen Lebenssituation der Frauen zwischen Beruf, privatem Bereich und Öffentlichkeit mit architektonischen Mitteln zur Darstellung zu verhelfen, unter dem Motto:
Von der Anerkennungssuche zur Selbstwertbestätigung. Thema ist die Suche nach einer persönlichen Lebensform in der Auseinandersetzung mit einem widersprüchlichen Angebot an gesellschaftlichen Rollenbildern, aber auch mit historischen und mythischen Frauenbildern. Thema ist auch die Bewältigung des täglichen Kleinkrams, der - man· denke an die Hausarbeit - nach wie vor hauptsächlich den Frauen überlassen bleibt. Die Besucherinnen und Besucher wurden durch drei räumliche Installationen geführt, mit denen die drei Stationen von der Verwirrung angesichts der Unzahl von Rollenbildern und Rollenerwartungen über den Prozess des Wählens und Verzichtens hin zur Gestaltung einer lebbaren Lebensform veranschaulicht werden.
Ulrike Jehle-Schulte Strathaus