23.11.1990 - 20.01.1991

Architektur für die Nacht. Kino-Architektur

Die Architektur des Kinos hat das Bild der Stadt jahrzehntelang mitgeprägt. Die Fassaden der Lichtspielhäuser mit ihren Dekorationen und Leuchtschriften, mit ihren kolossalen Transparenten, Spiegeln, Vitrinen unterbrachen den Rhythmus der Ladenzeilen, bildeten bunte Akzente an Strassenecken, gaben nachts etwas ab von ihrem Glanz an die Umgebung, projezierten sich auf dem Asphalt, vor allem den nassen.
Jetzt wo diese städtebauliche Herrlichkeit allmählich verschwindet, wo die letzten Kinopaläste bedroht sind, umgebaut oder abgerissen, die Säle zwei- und dreigeteilt werden, die Palasttreppen und Foyers anderen Zwecken weichen müssen und die Schauseiten Supermarkt, Bürogebäude, Wohnhaus und Kino gleichzeitig anzeigen, hält das Basler Architekturmuseum Rückschau, lässt die Geschichte des Kinos in der Stadt noch einmal aufleben. Es ist eine Ausstellung, in der anhand von Fotografien, Plänen, Plakaten, Inseraten und Accessoirs, in einer Diaschau und einer Rauminstallation die grossen Zeiten Basels evoziert werden. Die Fassaden der Kinos, oft einfache Schilde, erzählen in Stuck und Marmor, aber auch in fluoreszierenden Worten vom Morgenland, vom antiken Rom, von exotischen Welten, manchmal auch von der Metropole der gefilmten Träume, von Hollywood. In Basel wie anderswo hiessen sie Forum, Rex, Capitol, Walhalla, Fata Morgana, Orient, Alhambra, Odeon, Royal, Eldorado, Scala, Plaza, Mascotte. All diese Begriffe vermitteln Vorstellungen von Architektur, römischer Antike, phantastischer Oasen, ägyptischer Tempel, von Schlössern und Traumschlössern, Fluchtburgen und Vergnügungsstätten. Kino-Architektur ist als architektonische Gattung in der Architekturgeschichte des 20.Jahrhunderts zwar kurzlebig, aber sehr eigenständig. Meistens folgte sie in der Anlage des Saales, im Grundriss und in der räumlichen Entwicklung, dem konischen Strahl des Projektors.
Das Architekturmuseum in Basel versucht in seiner Ausstellung, die ganze Gattung "KinoArchitektur" am Falle Basels ins Bewusstsein zu rufen; unter dem Titel "Architektur für die Nacht", deshalb, weil das Kino - wie kaum eine andere Sparte der Unterhaltungs-Industrie den Kontrast zwischen Tag und Nacht, Dunkelheit und Licht, thematisiert hat. Autoren der Ausstellung und des Kataloges sind Rosa Lachenmeier und Werner Jehle. Das Stadtkino Basel veranstaltete im Januar einen begleitenden Zyklus mit Filmen, in denen das Kino eine besondere Rolle spielt.

Bildbeschreibung: Rosa Lachenmeier  

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