27.11.1996 - 09.02.1997

Hans Bernoulli. Skizzenbücher

Der Basler Architekt Hans Bernoulli (1876-1959) zählt neben Karl Moser zu den bedeutendsten Wegbereitern moderner Architektur in der Schweiz. Nach dem Studium der Architektur in München und Karlsruhe eröffnete Bernoulli 1903 ein eigenes Büro in Berlin. 1912 kehrte er nach Basel zurück, wo er als Chefarchitekt der Basler Baugesellschaft tätig war. 1919 wurde Bernoulli als Professor für Städtebau an die ET H Zürich berufen, an der er bis 1939 wirkte und wichtige städtebauliche Konzepte entwickelte. Als Redakteur des «Werk» (1927-30) äusserte sich Bernoulli in pointierten, teilweise auch bissigen Worten zu aktuellen Fragen der Architektur. In seinen Schriften «Die organische Erneuerung unserer Städte» (1942) und «Die Stadt und ihr Boden» (1946) trat Bernoulli als Architekturtheoretiker auf und setzte sich für ein neues Boden- und Baurecht ein. Im Gegensatz zu Karl Moser liegt die Bedeutung Bernoullis in seinen Beiträgen zum Städtebau. Sein Engagement für den Siedlungsbau und seine soziale Verantwortung gegenüber den Bedürfnissen kinderreicher Familien mit geringem Einkommen haben bis heute nichts von ihrer Bedeutung verloren.

Stets waren Bleistift und Skizzenbuch Bernoullis treue Begleiter, sowohl auf seinen Ausflügen in der Schweiz als auch auf seinen weiten Reisen, die ihn quer durch Europa bis nach England, Jugoslawien, Polen oder Skandinavien führten. So entstanden seit früher Jugend kontinuierlich über fast alle Lebensjahre hinweg 130 Skizzenbücher, in welchen Bernoulli fast ausschliesslich die Eindrücke seiner Reisen festhielt. Sein Interesse galt dabei der Architektur der Vergangenheit: Romanik, Gotik, Renaissance, Barock und Klassizismus sind die grossen Epochen der Baukunst, an welchen Bernoulli mittels rascher Bleistiftskizze sein Auge schulte. Dabei faszinierten ihn die Strenge der Form, die Prinzipien von Ordnung und harmonischer Gliederung. Zunächst überrascht, dass sich eher selten zeitgenössische Gebäude, die Architektur des Neuen Bauens oder das eigene architektonische Schaffen in den Skizzen widerspiegeln. Doch Bernoulli ist keineswegs ein Revolutionär der Moderne, der die Geschichte negiert, sondern steht ganz im Gegenteil für einen beinahe homogenen Übergang von der historisierenden Formensprache der Jahrhundertwende zu den klaren, geometrischen Farmen des Neuen Bauens der zwanziger Jahre. Die Skizzenbücher dokumentieren das während sieben Jahrzehnten gleichbleibende Interesse Bernoullis an Farmen klassischer europäischer Architektur. Unprätentiös und distanziert zeigte sich Bernoulli als scharfer Beobachter des architektonischen Erbes, dessen Wert er gerade in Zeiten des Umbruchs und der Neuerungen hoch einschätzte. Die tagebuchartigen Aufzeichnungen, denen Bernoulli selbst keinen künstlerischen Wert beimass, sind Zeugnisse eines konzentrierten Sehens, das in der Beobachtung des Alten die Grundlage des Neuen suchte.

Die Skizzenbücher befinden sich im Besitz des Kupferstichkabinetts der Öffentlichen Kunstsammlung Basel. Erstmals wurden sie vollständig gezeigt. Anlässlich der Ausstellung erschien im Birkhäuser Verlag eine Publikation, die neben einem einführenden Essay von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus eine Auswahl von rund 100 Architekturskizzen aus allen Schaffensjahren sowie ein Inventar sämtlicher Skizzenbücher enthält.  

Bildbeschreibung: Erika Bernoulli-Gries

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