INSTANT URBANISM. AUF DEN SPUREN DER SITUATIONISTEN IN ZEITGENÖSSISCHER ARCHITEKTUR UND URBANISMUS
INSTANT URBANISM schafft eine konzeptionelle Verbindung zur historischen Ausstellung im Museum Tinguely über die Situationistische Internationale, indem sie die radikalen Forderungen der Situationisten hinsichtlich der Umgestaltung von Architektur und Stadträumen aufgreift und thematisiert.
Die Ausstellung beginnt mit einem assoziativen Streifzug durch Aussagen und Entwürfe von Pionieren der experimentellen Architektur und Städtebau, die parallel zur situationistischen Bewegung das Metier hinterfragt und neu durchdacht haben.
Die Ausstellung führt dann entscheidende Projekte aus der zeitgenössischen Architektur und Urbanismus zusammen, welche die Ansätze der urbanen Kritik und Theorie der Situationisten heute in die Praxis umzusetzen vermögen. Durch die Dokumentation von Interventionen und Aktionen im öffentlichen Raum präsentiert INSTANT URBANISM dabei u.a. Arbeiten von Lucy Orta (London/Paris), Santiago Cirugeda (Sevilla), EXYZT (Paris), Srdjan Jovanovic Weiss (Belgrad/Basel), NL Architects (Amsterdam), IaN+ (Rom), PPAG (Wien). Temporäre und modulare Architektur stützt sich auf die flexible Nutzung des Stadtraums und setzt sich mit der prekären Natur urbaner Territorien auseinander. Im Geiste der Situationisten werden durch ‚konstruierte Situationen’ Städte als Orte des Spiels, der ‚Sportification’ und der ‚Appropriation’ umdefiniert. Neue Ansätze in der Stadtforschung sowie gebauten Architektur interpretieren die Idee der Raumerweiterung durch Selbstgestaltung und Besetzung des urbanen Raums.
Zwei Installationen werfen einen zeitgenössischen Blick auf die situationistische Strategie des ‚Dérive’ – das Umherschweifen in der Stadt - um mittels Desorientierung und Intuition die zunehmend fragmentierte Landschaft des urbanen Raums zu erkunden. Eine Reihe audio-visueller Reisen des Künstler/Architekten-Netzwerks Citámbulos (Mexico City) erzeugen eine neue Wahrnehmung von Mexico City. Der Grafikdesigner Ruedi Baur (Zürich/Paris) bewandert 6 Städte und produziert visuelle Erzählungen, in denen scheinbar banale Zeichen als Wegweiser implementiert werden.
„Für die Allgemeinheit ist die Beschaffenheit der Architektur eine feste Größe, von der man auf eigene Gefahr abweicht – was eigentlich ironisch ist, da es für die Welt insgesamt viel besser und sicherlich viel interessanter wäre, wenn es mehr Abweichungen gäbe.“ Rem Koolhaas
Die situationistische Praxis des ‚Détournement’, die Zweckentfremdung und Rekontextualisierung ästhetischer Bestandteile mit der Absicht aufzuzeigen, wie unsere Nutzung von Raum konditioniert ist, wird in der Architektur als Crossprogramming und Hybridität interpretiert. Hier kommen die Arbeiten von Diller Scofidio (New York), Bernard Tschumi (New York), NL Architects (Amsterdam), Observatorium (Rotterdam) und Atelier Bow Wow (Tokyo) ins Spiel, in denen Architektur neu programmiert wird und Räume für bisher unvorstellbare Zwecke umdefiniert werden.