Monumento. Annäherung an ein Denkmal
Die Mailänder Architektengruppe BBPR (für Gian Luigi Banfi, Lodovico Belgiojoso, Ernesto Rogers und Enrico Peresutti) hatte 1945 auf dem zentralen Friedhof der Stadt ein Denkmal errichtet für die Opfer der deutschen nationalsozialistischen Vernichtungslager.
Es gibt eine ganze Reihe von Gründen, sich heute mit diesem Werk der italienischen Architekturgeschichte auseinanderzusetzen. Zunächst: Vor fünfzig Jahren endete der zweite Weltkrieg und damit der Terror des Naziregimes. Den Opfern jener Jahre war das Denkmal zugedacht und wurde dadurch auch zu einem persönlichen Denkmal für den Freund und das Mitglied des Studio BBPR: Gian Luigi Banfi. Er starb im Konzentrationslager Gusen-Mauthausen. Die anderen Architekten waren ebenfalls im Widerstand. In diesem Sinn ist das Denkmal ein politisches und persönliches Manifest. Dann: Das Denkmal ist ein abstraktes Raumgitter aus Eisenstäben. Es handet sich um eine von Architekten gefertigte Plastik der konkreten Kunst. Es gehört sowohl zur Gattung Architektur als auch Skulptur. Die Angehörigen der Toten konnten sich mit diesem Stück abstrakter Kunst kaum identifizieren. Verschiedene Versuche folgten, die Erinnerung an die Verstorbenen konkreter zu machen. Dennoch reiht sich das Mahnmal mit seiner Kreuzform, dem Stacheldraht, der gläsernen Urne fest ein in die Tradition christlicher Ikonographie.
Das Werk der Architekten BBPR bildet die Folie, auf der der einzigartige Entwurf für das Denkmal zu verstehen ist. Die Ausstellung mit Originalplänen, Photos und Modellen basierte auf einem Text von Ulrike Jehle-Schulte Strathaus und Bruno Reichlin, der 1989 erschienen war. Die Ausstellung wurde in Zusammenarbeit mit der Triennale di Milano im Sommer 1995 im Rahmen der dortigen Aktivitäten «Cinquantennale della Liberazione» realisiert.
V.l.n.r.: Bruno Reichlin, Ulrike Jehle-Schulte Strathaus, Christian Vogt