UNAUFGERÄUMT / AS FOUND
Die Ausstellung UNAUFGERÄUMT / AS FOUND untersucht Gestaltungsstrategien für vorgefundene Situationen und bestehende Architekturen. Neue Architektur aus sehr unterschiedlichen kulturellen Kontexten zeigt, wie mit minimalen Mitteln und Ressourcen die ungewöhnlichsten Gebäude und urbanen Territorien umgestaltet und für völlig neue Nutzungen erschlossen werden können.
Architekten, die sich mit vorgefundenen Räumen und Situationen beschäftigen, äußern sich zu den komplexen Prozessen und Verhandlungen mit potentiellen Nutzern, die den scheinbaren Minimaleingriffen vorausgehen. Oft sind es performative und kulturelle Räume, die besondere Aufmerksamkeit für vorgefundene Details und Atmosphären, sowie für die Bedürfnisse und Erwartungen der Nutzer verlangen. Mehrere Projekte konzentrieren sich deshalb auf einen iterativen Gestaltungsansatz – der Architekt übernimmt die Rolle eines Zuhörers, der eine Neugestaltung aushandelt. Für einen Augenblick lang greift er in einen längerfristigen Prozess ein, um den räumlichen Kontext neu zu konfigurieren.
Die in der Ausstellung UNAUFGERÄUMT / AS FOUND gezeigten Projekte fokussieren einen Sinn für Kontinuität und Kreativität bei vorgefundenen Situationen als nachhaltige Architekturpraxis. Die Umgestaltung und Neuentwicklung bestehender Räume und Architekturen schöpfen deshalb aus Spuren, Erinnerungen und existierenden Materialien. Das Alte und das Neue überlagern oder kontakarrieren sich. Die Brüche werden sichtbar gemacht. Perfektion und Detailtreue weichen dem Provisorischen und Unvollendeten. Oft bestimmen begrenzte Ressourcen den Gestaltungsansatz, finanzielle Zwänge hingegen können unerwartete Lösungen hervorbringen.
Architektonische Eingriffe in Randbereiche oder Rest-Räume einer Stadt können unverwechselbare, eigenständige Gestaltungsaussagen treffen: Die Architektur einer Intervention verwendet haltbare Materialien aus dem industriellen Kontext und transformiert ihre Erscheinung. Völlig neue Strukturen werden bestehender Architektur auf- oder eingepflanzt. Solche Strategien zur Reaktivierung und Aufwertung einer vorgefundenen Situation verwandeln unsere Vorstellungen von nutzbaren – und nützlichen – Räumen. Einfallsreiche Gestaltungen und das Vordringen in vernachlässigte Räume und Strukturen einer Stadt und ihrer Peripherie benötigen nicht unbedingt hochwertige Materialien und Gestaltungsansätze. Das Prekäre an Situationen geprägt durch begrenzte Budgets und unbestimmte Standorte, liefert oftmals die Inspiration für innovative, dynamische und adaptierbare architektonischen Lösungen.
In einer Zeit schonungsloser urbaner Entwicklung und Gentrifizierung, in der ganze Stadtgebiete „aufgeräumt“ werden, um der Ästhetik sozialer Akzeptanz zu entsprechen, stellt die Ausstellung UNAUFGERÄUMT / AS FOUND die Frage: kann neue Architektur subtilere Möglichkeiten der Interaktion in einem gegebenen Kontext entwickeln? Kann ein Design des Lo-Tech und laissez-faire relevante Alternativen zur treibenden Kraft der städtischen Erneuerung aufzeigen?
UNAUFGERÄUMT / AS FOUND zeigt: Andrés Jaque Arquitectos (Madrid); Flores Y Prats Arquitectes (Barcelona); Fnp Architekten (Stuttgart); Haworth Tompkins (London); Hiepler Brunier & Atelier Le Balto (Berlin); Ifau Mit Jesko Fezer (Berlin); Index Architekten (Frankfurt/Main); Isa Stürm Urs Wolf Architekten(Zürich); Klaus Stattmann (Wien); Lederer Ragnarsdóttir Oei (Stuttgart); Mathias Müller, Daniel Niggli / Em2n (Zürich); Modulor.Beat (Münster); Osa – Office For Subversive Architecture mit Studio +44 (London); Przemo Lukasik / Medusa Group (Gliwice); Recetas Urbanas – Santiago Cirugeda Arquitectos (Sevilla); Spillmann Echsle Architekten (Zürich)